Veranstaltungsbericht zur musikalischen Lesung am 21. Mai 2023

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Zur musikalischen Lesung mit Dr. Karl-Heinz Bomberg und Erika Kunz konnten zum internationalen Museumstag einige interessierte Besucher:innen in den Räumlichkeiten des DDR-Museums Pforzheim begrüßt werden. Die beiden Psychotherapeut:innen und Musiker:innen sind im Rahmen ihrer „Friedensarbeit“, wie sie es selbst nennen, weltweit unterwegs und ergründen das Thema politische Traumatisierung.

Eine Besonderheit ihrer Arbeit liegt in der Behandlung von Haftopfern in der DDR.
Im Fokus des Vortrages stand deshalb die neuste Publikation Bombergs Seelische Narben. Freiheit und Verantwortung in den Biografien politisch Traumatisierter der DDR. Patient:innen, die bereits in vorangegangenen Büchern Bombergs vertreten waren, kommen auch hier wieder zu Wort. Zentral ist die Frage, was nach einer traumatischen Hafterfahrung bleibt. Denn Traumata schlagen sich in Form von körperlichen und psychischen Erkrankungen nieder und deren Aufarbeitung ist ein vielschichtiges Thema, das von mehreren Seiten angegangen werden muss. Bomberg und Kunz betreiben die psychische Aufarbeitung mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten wie etwa der analytischen Traumatherapie oder der Inhärenz-Methode, die von Erika Kunz entwickelt wurde. Als besonders geeignet zur Linderung traumatischer Erfahrungen sehen sie künstlerische Medien.

So verwundert es nicht, dass beide auch die Liebe zur Musik verbindet, die sie bereits im jungen Alter entdeckten: Bomberg an der Gitarre und der Trompete, Kunz am Klavier. Lieder schreiben und Musizieren ist für sie ein Mittel, um Kraft zu schöpfen. Bomberg verarbeitet in Liedern wie dem „Zellenblues“ seine eigene Hafterfahrung in der DDR oder schildert in „Wenn sich der Untergrund bewegt“ die Ereignisse des Jahres 1989.

In ansprechendem Wechsel präsentierte das Duo Gedichte und Lieder und gab Einblicke in die psychotherapeutische Praxis. Bei der anschließenden Diskussion berichteten Besucher:innen, die selbst in der DDR inhaftiert waren, von ihren Erfahrungen und den Folgen.
Bombergs Schlusswort aber lässt Hoffnung schöpfen: „Der Mensch ist auch ein Trauma-Überwinder.“ Und so schloss er die Veranstaltung passenderweise mit seinem Trost-Lied „Kommt ein warmer Wind“.

Gefördert wurde die Veranstaltung von der Landeszentale für politische Bildung.

 

Literatur-Tipp: Karl-Heinz Bomberg: Seelische Narben – Freiheit und Verantwortung in den Biografien politisch Traumatisierter der DDR. Psychosozial-Verlag, Gießen 2021

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