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Single-Schallplatte mit Volksliedern über den Frühling

„Schöner Frühling, komm doch wieder, lieber Frühling, komm’ doch bald,
Bring’ uns Blumen, Laub und Lieder, schmücke wieder Feld und Wald.“

So besingt in einem von sechs Liedern auf dieser Single Schallplatte aus dem Jahr 1975 der Dresdner Kreuzchor unter dem Dirigat von Rudolf Mauersberger den Frühling. Seit 1953 wurde Musik auf Schallplatten und Kassetten in der DDR im Volkseigenen Betrieb VEB Deutsche Schallplatten produziert. Noten wurden über den VEB Verlag Lied der Zeit editiert und vertrieben.
Die hier ausgestellte Schallplatte wurde unter dem Label Eterna hergestellt, einem von vier – und zeitweise sogar fünf – Labeln der VBE Deutsche Schallplatten. Neben Eterna gab es noch das Label Nova, das neue Musik aus der DDR vertrieb, das Label Amiga für Tanzmusik (Pop- und Rock, Chanson, Schlager) und die Litera-Serie mit Beiträgen aus Literatur, Theater und Politik. Für eine kurze Zeit waren unter dem Label Schola sogar Materialien für den Unterricht erhältlich. Die Herstellung von CDs erwies sich nach einem kurzen Versuch als zu kostenintensiv, sodass das Wirtschaftsministerium Ende der 1980er Jahre die Genehmigung zur weiteren Produktion verwehrte.
Produktionen unter dem Namen Eterna umfassten sowohl klassische Musik als auch Kirchenmusik und Volkslieder. Berühmt geworden sind Aufnahmen der großen Orchester der DDR mit bekannten Persönlichkeiten aus der Klassikmusik-Szene wie dem Dirigenten Herbert von Karajan. Solche Kooperationen wurden durch Austausch-Programme ermöglicht. Erfolgreich waren die Produktionen im In- und Ausland und auch die vorliegende Schallplatte zeugt von hoher künstlerischer Qualität der Musiker in der DDR. Als Volkseigener Betrieb war die Produktion von Tonträgern dem Ministerium für Kultur unterstellt und hatte sich innerhalb der Leitlinien der Ideologie der Partei zu bewegen.
Da die Plattenindustrie somit nicht der überaus strengen Abteilung Agitation und Propaganda des Zentralkomitees (ZK) der SED unterstellt war, wie es zum Beispiel die Rundfunkbranche war, waren die Chancen für unabhängige Liedermacher auf eine Veröffentlichung nicht völlig aussichtslos. Dennoch blieb in der Regel der Zugang zu den Aufnahmestudios regimekritischen Musikern verwehrt. Auch der Vertrieb und die Preispolitik waren streng reglementiert. Zwar waren die Eigenproduktionen der verschiedenen Labels wirtschaftlich sehr erfolgreich. Dass sich aber vor allem dann, wenn einmal westliche Musik in streng limitierten Auflagen gepresst wurde, lange Schlangen vor den Geschäften bildeten, kann man sich nur allzu gut vorstellen.

Quellen: Lexikoneintrag „Schallplatten in der DDR“. https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/kultur/musik-schallplatten-100.html ; Stefan Amzoll: „VEB Deutsche Schallplatten – Nadelkurven – Platten Made in GDR“. Deutschlandfunk Kultur. https://www.deutschlandfunkkultur.de/veb-deutsche-schallplatten-nadelkurven-platten-made-in-gdr-100.html

 

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